
Geschlecht und Kleiderordnung
Ein interessantes Indiz für die vorherrschende Bekleidung und das Geschlecht der Teilnehmer(innen) des Gorleben-Hearings im Frühjahr 1979 lässt sich aus dem Zugangsausweis für die Veranstaltung ableiten.
Wie selbstverständlich wurde davon ausgegangen, dass man(n) mit einem Jackett mit Reverstasche der Veranstaltung beiwohnt. In diese sollte nämlich die Ausweiskarte mit deutlich sichtbarem Namen gesteckt werden, so dass ein gegenseitiges Kennenlernen erleichtert werden würde.
Das Gorleben-Hearing „Rede-Gegenrede“ fand vom 28. März bis 3. April 1979 in Hannover statt. Die Niedersächsische Landsregierung hatte über 60 Fachleute aus der Wissenschaft, darunter 25 kritische Wissenschaftler(innen) zu dem Hearing eingeladen.
Während die Öffentlichkeit zum Hearing nicht zugelassen war, starteten engagierte Bürger:innen am 25. März einen Protesttreck aus Gorleben. Zentrale Forderung war die Aufgabe des Standortes Gorleben für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ). Am 28. März ereignete sich in dem US-amerikanischen Atomkraftwerk Three Miles Island in Harrisburg eine Reaktorkatastrophe mit teilweiser Kernschmelze. Unter diesem Eindruck wuchs der „Gorleben-Treck“ auf 100.000 Menschen bei der Abschlusskundgebung am 31. März in Hannover an und hatte – neben den Argumentationen der kritischen Wissenschaft beim Gorleben-Hearing – auch Einfluss auf die Entscheidung der Niedersächsischen Landesregierung, eine Wiederaufarbeitungsanlage aus dem Plan für das NEZ herauszunehmen.
