Fundstück März 2024

Signatur: P-IW1-5-2-16.1

Ein besonderes Fundstück aus dem Jahr 1995 haben wir zum Jahrestag der Katastrophe von Fukushima: Einen Leserbrief des damaligen Pressesprechers des Deutschen Atomforums in der taz, in dem er japanische Atomkraftwerke als Zufluchtsort bei einem Erdbeben propagierte.

Am 17. Januar 1995 ereignete sich im japanische Kobe das bis dato schwerste Erdbeben, infolgedessen Tausende von Menschen starben. Ein Nuklearunfall wurde damals nicht ausgelöst, da das Beben zwar sehr schwer, die betroffenen Fläche jedoch relativ klein war.

Die Tageszeitung „taz“ veröffentlichte einige Tage später ein Interview mit dem japanischen Atomphysiker Jinzaburo Tagaki über die Erdbebensicherheit japanischer Atomkraftwerke. Tagaki war Leiters des „Citizen Nuclear Information Center“, einem international bekannten Think-tank der japanischen Anti-AKW-Bewegung.

In dem Interview problematisierte Tagaki u.a., dass die Sicherheitsstandards für die alten japanischen Atomkraftwerke nicht an die neuesten Erkenntnisse angepasst worden und keine technischen Nachrüstungen erfolgt seien. „Hinzu kommt noch die Gefahr der vom Erdbeben ausgelösten Sturmwellen (tsunami), da Atomkraftwerke oft direkt am Meer stehen. Auch die Höhe der Sturmwellen wurde in den letzten Jahren immer wieder unterschätzt. Beides gleichzeitig – Erdbeben und Sturmwellen – könnten in der Nähe eines Atomkraftwerks schlimme Folgen haben.“

Das wollte der Pressesprecher des Deutschen Atomforums nicht unwidersprochen stehen lassen. Das Deutsche Atomforum war ein Verband aus Wirtschaftsunternehmen, Institutionen und Einzelpersonen, der von 1959 bis 2019 Lobbyismus für die Nutzung der Atomenergie betrieb. 2019 fusionierte er mit dem Wirtschaftsverband Kernbrennstoff-Kreislauf und Kerntechnik e.V. zum Verein „Kerntechnik Deutschland e.V. (KernD)“.