
Die tägliche „Katastrophe“
Für die Öffentlichkeitsarbeit hat das „Institute of Nuclear Power Operations“ in Atlanta (USA) 2014 ein Werbemittel produziert, einen Tagesabreißkalender, in dem sie für jeden Tag ein Ereignis aus der Geschichte der Kerntechnik bzw. Atomforschung dokumentiert haben, wo etwas nicht so gelaufen ist, wie es sollte.
Dokumentiert sind natürlich so welthistorische Ereignisse wie Fukushima am 11. März 2011, Tschernobyl am 26. April 1986 und selbstverständlich auch Harrisburg am 28. März 1979, aber auch „kleine“ Vorfälle finden ihren Raum, in Ausnahmefällen auch bemerkenswerte Unfälle aus der sonstigen Technikgeschichte.
Für wirklich jeden Tag des Jahres kann man ein bemerkenswertes Ereignis in einer kerntechnischen Anlage finden, an das sich zu erinnern lohnt. Dieser Mühe hat sich das „Institute of Nuclear Power Operations“ in Atlanta (USA) unterzogen.
Nach dem schweren Reaktorunfall 1979 in Three Mile Island (Harrisburg/USA), bei dem der Reaktorkern teilweise geschmolzen ist, hat der damalige US-Präsident Jimmy Carter die sog. Kemeny-Kommission eingesetzt, die den Unfall untersuchen und Empfehlungen für den weiteren Betrieb der Kernkraftwerke geben sollte. Als ein Ergebnis der Empfehlungen wurde noch 1979 das „Institute of Nuclear Power Operations (INPO)“ formal gegründet.
Richtig ins Arbeiten kam das Institut allerdings erst 1986, als sich mit Tschernobyl innerhalb weniger Jahre Zeit schon die nächste Reaktorkatastrophe ereignete. INPO sollte die in der Kerntechnik angewandten Sicherheitsstandards beobachten und evaluieren. Für diese Aufgabe war es notwendig, die Betriebserfahrungen mit den Anlagen zu sammeln und auszuwerten. Parallel entstand übrigens die WANO World Association of Nuclear Operators, in der die Betreiber von AKWs weltweit ihre Erfahrungen austauschen.