Brokdorf-Demonstration 13.11.1976
Nach der kurzfristigen Besetzung des Bauplatzes am 30. Oktober 1976 kamen am 13. November erneut ca. 40.000 Menschen nach Brokdorf, um gegen den Bau des Atomkraftwerks zu demonstrieren. Es gelang ihnen allerdings nicht, den Platz erneut zu besetzen. Die Polizei verteidigte ihn mit Wasserwerfern und aus Hubschraubern abgeworfenen Tränengasgranaten.
Die Demonstration fand in einem bereits sehr aufgeheizten Umfeld statt. Im Oktober 1973 beschloss die rein CDU-besetzte Landesregierung Schleswig-Holstein im Kabinett den Bau eines Atomkraftwerks in Brokdorf an der Unterelbe. Während der Einspruchsfrist vom 20. August bis 19. September 1974 erhoben die Gemeinde Wewelsfleth sowie mehr als 31.000 Bürger:innen Einspruch gegen den AKW-Bau. Im November 1974 fand der Erörterungstermin statt, der nach vier Tagen von der Landesregierung abgebrochen wurde.
Vom 8. bis 16. März 1976 fand der zweite Erörterungstermin unter besonderen Bedingungen statt. Mehrere Hundertschaften der Polizei trennten in voller Montur und mit Kampfhunden ohne Maulkorb die Einwender:innen in „Einheimische“ und „Auswärtige“. Die „Auswärtigen“ inklusive der Wissenschaftler:innen, die eigentlich die Sachbeistände der „Einheimischen“ waren, durften nicht zur selben Zeit im Verhandlungssaal anwesend sein wie die Menschen aus der Wilstermarsch.
10 Jahre später, am 22. November 1986, sieben Monate nach der Katastrophe von Tschernobyl, nahm das Atomkraftwerk seinen kommerziellen Betrieb auf. Am 31.12.2021 ging es endgültig vom Netz. Die Rückbaugenehmigung wurde von PreussenElektra bereits 2017 beantragt, ist aber von der Landesregierung Schleswig-Holstein noch nicht erteilt worden.
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Das Archiv Deutsches Atomerbe hat im Rahmen einer Förderung durch das Programm NeustartKultur der Bundesregierung das Projekt „Atomausstieg: Die wechselvolle Geschichte der drei Ende 2021 abgeschalteten Atomkraftwerke Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen“ durchgeführt. Ko-finanziert wurde das Projekt durch die Stiftung Atomerbe. Die ausführlichen Ergebnisse zum AKW Brokdorf können hier abgerufen werden: https://www.archiv-atomerbe.de/akw-brokdorf/