Projekt „Atomausstieg : WissensWandel“ bewilligt

2021 hat die Bundesregierung im Rahmen des Förderprogramms „NeustartKultur“ erneut das Digitalisierungsprogramm „WissensWandel“ aufgestockt, um insbesondere kleine und mittlere Einrichtungen des Archiv- und Biblioktheksbereiches in der Corona-Pandemie zu unterstützen. Im Dezember wurde unser Antrag für das Projekt „Atomausstieg: Die wechselvolle Geschichte der drei Ende 2021 abgeschalteten Atomkraftwerke Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen“ bewilligt, so dass wir nahtlos an unsere Erfahrungen vom vergangenen Jahr anknüpfen können und in einem zehnmonatigen Projekt Unterlagen zu den drei Atomkraftwerken erschließen und digitalisieren werden.

Projektinhalte:

Im Rahmen des beantragten Projektes sollen relevante Unterlagen zu den drei Atomkraftwerken digitalisiert werden, also Material zur wissenschaftlichen, juristischen und politischen Auseinandersetzung an den einzelnen Standorten, v.a. Graue Literatur, Fotos, Flyer und Plakate.

Foto: Ludwig Wasmus

Grohnde: Der Bauantrag für das AKW Grohnde wurde 1973 gestellt. Von Anfang an gab es Proteste. Höhepunkt war eine Demonstration am 19. März 1977 mit 15.000 Teilnehmenden und 4.000 Polizisten, die als „Schlacht um Grohnde“ in die Geschichte einging. Das AKW Grohnde stand von Beginn an in der Kritik. Der Reaktordruckbehälter entsprach bereits beim Einbau nicht mehr den damaligen Normen. 2011 flammte der Protest wieder auf. Von der „Regionalkonferenz Grohnde abschalten“ wurden spektakuläre Aktionen wie die Menschenkette 2013 mit 20.000 Teilnehmenden organisiert sowie die Klage auf sofortige Stilllegung des AKW unterstützt. Am 31.12.2021 ging das AKW endgültig vom Netz.


Foto: Ludwig Wasmus

Brokdorf: Auch hier gab es während der Bauphase in den 70-er Jahren große Demonstrationen. Die Vorfälle um die Großdemonstration von 1981 mit 100.000 Demonstrant:innen in der Wilstermarsch führten vier Jahre später erstmalig zu einem Grundsatzurteil des Bundesverfassungs-gerichtes über die Versammlungsfreiheit in Deutschland. Das AKW ging im Dezember 1986 in Betrieb, acht Monate nach der Katastrophe von Tschernobyl. Brokdorf machte immer wieder wegen Defekten an den Brennstäben Schlagzeilen. Weder der Schutz vor Hochwasser noch vor einem Erdbeben genügt den heute gültigen internationalen Anforderungen. Am 31.12.2021 ging das AKW endgültig vom Netz.

Foto: Andreas Conrad

Gundremmingen: Block A des Atomkraftwerkes wurde 1977 nach einem Totalschaden aufgrund eines Kurzschlusses außer Betrieb genommen, Block B wurde 2017 abgeschaltet. Der 2021 vom Netz genommene Block C war der letzte Siedewasserreaktor, der in Deutschland noch betrieben wurde und stand wegen höheren Freisetzungsgefahren in besonderer Kritik. Das Abklingbecken für die Brennelemente liegt wie in Fukushima außerhalb des Containments unter dem Dach. Dies erhöhte die Gefahr der Freisetzung von Radioaktivität bei einem Flugzeugabsturz oder anderen schweren Störfällen.


Projektmaßnahmen:

– Beschaffung von Hardware

– Inhouse-Digitalisierung von Broschüren und Veröffentlichungen, von Briefwechseln, Pressemitteilungen und anderem Aktenmaterial, von Plakaten, Flugblättern, Fotos und Filmen

– Einrichtung eines Online-Kataloges auf unserer Homepage

– Professionalisierung der Datenspeicherung und des Backup-Systems

– Finanzierung zweier befristeter Mitarbeiter:innen-Stellen

was wir auch dieses Mal suchen:

(Natürlich nehmen wir auch gern weiterhin alle anderen Archivalien zu Atom-Themen bei uns auf.)

Ein Projekt im Rahmen von WissensWandel. Digitalprogramm für Bibliotheken und
Archive innerhalb von NEUSTART KULTUR des Deutschen Bibliotheksverbands e.V.
(dbv). Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und
Medien.